Wie schön und durchaus sinnvoll es wäre, noch im Juli mal zwei Tage lang alpine Trailluft zu schnuppern, gemeinsame Touren zu machen und neben Trainingseffekt sich einfach an den Trails erfreuen. Diese Idee war schnell geboren. Trotz Ferienzeit eine Unterkunft im Allgäu gefunden und auch die Tourauswahl für etwas technischere Touren mit ordentlich Höhenmetern stand recht zügig.
In die morgentliche Frühstücksroutine wurde ab der Vorwoche der obligatorische Wettercheck eingebunden. Und je näher das Wochenende kam, desto trüber wurde der Ausblick. Bis Freitag war ein Hoch im Alpenraum zu Gange, Umschwenken am Samstag und Sonntag mit vorhergesagten schweren Gewittern und Wetterbesserung am Montag. Regenbekleidung testen ist das Eine, bei Gewitter am Berg sein das andere. Und die Frage, ob das denn sein muss, haben wir final donnerstags mit nein beantwortet und die Unterkunft storniert.
In diversen Wetterapps wurden zahlreiche Regionen, die schöne Trails versprechen, abgecheckt, es scheint einfach überall richtig nass zu werden.
Nun denn, dann können wir die längeren Einheiten und Regenjackentest auch vor der Haustüre am Albtrauf machen.
Gesagt getan, am Samstag nutzten wir die Tourdaten eines Freundes, Bolberg, Riedernberg, Dreifürstenstein, Farrenberg und Filsenberg galt es abzuarbeiten. Teils bekannte, größtenteils aber doch unbekannte Pfade und so waren wir mehr als einmal überrascht, dass uns die GPX Daten durch Ecken scheuchten, die möglicherweise in einem vorigen Jahrtausend einmal einen Weg beherbergten, nun aber nicht mehr. Die Wirkung eines Albaufstiegs durch mannshohe Brenneselfelder ließ uns eine sagen wir erhöhte Durchblutung auch noch über die ganze Nacht genießen.
Und wirklich gar nicht (mehr) existente Wege bescherten uns den ein oder anderen extra Kilometer. Diese Überraschungen ließen uns unser „Fluchverhalten“ abgleichen, da scheinen wir doch schon sehr gut zu harmonieren. Wir hatten größtenteils ja auch wunderschöne Wege – und vor allem viele Ausblicke auf die umliegenden Regenfronten, die uns die komplette Tour verschonten und erst bei Tourende begann es zu schütten.
Unterwegs aufkommende Gelüste auf Cola konnten wir just vor dem Ziel noch bedienen, ein Jugend-Fußballspiel am nahegelegenen Sportplatz ermöglichte das.
Für den Sonntag hatten wir uns einen Teilabschnitt des Halb-Traums rund um Geislingen an der Steige ausgeguckt. Neues Terrain entdecken, macht schließlich immer Spaß. Wir hatten nicht damit gerechnet, erneut „trocken durchzukommen“ und so freuten wir uns über jeden nicht verregneten Kilometer. Direkt vom Start weg erklimmt man oberhalb der Stadt das Ostlandkreuz, sehr eindrucksvoll, wenngleich die umliegenden Hügel eher wolkenverhangen waren.
Da aufgrund der tollen Beschilderung und auch schönen Wege die „Sucherei“ vom Vortag entfiel, kamen wir auch gut voran. Zu gut. An einer Kirche durch die noch zusammenstehenden Gottesdienstbesucher den Weg gebahnt, weiter den Schildern folgend, bemerkten wir zwar, dass der Track auf der Uhr nicht übereinstimmte – intuitiv einmal mehr die Bestätigung, dass diese Tracks auch nie ganz passen. Es hat sage und schreibe 2 km gedauert, bis uns dämmerte, dass der beschilderte Weg ja den GANZEN Albtraum ausschilderte und nicht den „kleinen Lauf“. Aber spontan 100 km wollten wir dann doch nicht machen. Paar extra km bzw. an anderer Stelle gekürzt hatten wir eine superschöne Tour mit vielen tollen Ausblicken und nicht im Geringsten war mit schlechtem Wetter zu rechnen – das ereilte uns erst auf der Heimfahrt. Nahe des geparkten Autos war ein Brunnen, der unsere Lebensgeister wieder weckte nach Abschluss der Tour.
Fazit der Geschichte: jaaaaa, wir haben uns sehr auf das Allgäu gefreut und die Absage fiel uns schwer. Aber: wir hatten hier zwei tolle Touren, bestes Laufwetter erwischt (im Allgäu dagegen war eher Weltuntergang) und so zwei richtig gute Trainingstage für den TAR. Wir haben ein Tempo gefunden, das uns beiden getaugt hat und haben nun wenigstens mal zwei lange Läufe hintereinander gemeinsam absolviert. Läuft.
[Susanne]